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2016

Die 39 Stufen

Regie: Hannah Kanz

Besetzung

Richard Hannay: Gregor Gostner

Annabella Schmidt/Pamela/Margaret: Eva Pichler

Mr. Memory/Schurke/Milchmann/Vertreter/Zeitungsjunge/         
Polizist /Mrs. Jordan/Polizeichef/Mr. Dunwoody/zwielichtige Gestalt/
Mr. McGarrigle: Veronika Stemberger

Conférencier/Schurke/Mrs. Higgins/Vertreter/Polizist/
Gepäckträger/Bauer/Professor/Inspektor/Mr. McQuarrie/
zwielichtige Gestalt/Mrs. McGarrigle/ Chief Inspector Albright: Florian Margreiter

Schattenspiel: Sabine Aichholzer, Sandra Tschugg

Team:

Regie: Hannah Kanz
Bühnenbild und Licht: Franz Kronberger
Ausstattung: Mirjam Lintner
Ton: Michael Mangweth
Fotos: Mike Mayer
Bühnenbau: Franz Kronberger, Heinz Zimmermann, Priska Zimmermann, Waltraud Schmitz, Barbara Kanz, Hannah Kanz
Bühnenmalerei: Norbert Kanz
Bühnenumbau: Walter Bliem, Gerhard Nagiller
Kostümfundus: Brigitte Nagiller, Elisabeth Kirchebner
Maske: Magdalena Langanger, Stephanie Margreiter
Technik: Simon Abfalter, Mario Thaler, Stefan Brentel, Katrin Prader
Grafik: Florian Margreiter, Hannah Kanz
Pressearbeit: Bettina Haas
Werbung und Backoffice: Martin Spiess
Plakatierer und Hotline: Jakob Kanz
Kassa: Markus Schelesnik, Iris Rainer
Saaleinlass: Hildegard Seiwald, Stefan Spiess
Produktionsleitung und Regieassistenz: Barbara Kanz

Regie

Von Beginn an faszinierte die Idee, einen Film als Theaterstück auf die Bühne zu bringen…
Patrick Barlow schafft es mit viel Raffinesse, Alfred Hitchcocks Film „The 39 Steps“ aus dem Jahr 1935 theatralisch umzusetzen. Die Entscheidung, sich mit der Inszenierung sehr nahe am Textbuch zu halten, ist der Idee geschuldet, dem Publikum einen erlebnisreichen Abend zwischen Theater- und Kinovergnügen zu ermöglichen.
Die filmischen Elemente des Stückes sollten besonders hervorgehoben werden. Daher rührte auch die Entscheidung, das Stück mit einem Stroboskop und Projektor-Geräusch zu eröffnen und im Stil eines klassischen „The End“ mit kleiner werdendem Verfolger-Spot zu beenden. Diese beiden Elemente stellten den filmischen Rahmen für das Stück dar. Durch Tempo, Lichtstimmungen und zahlreiche akustische Elemente wurde dieser Eindruck verstärkt.
Ein weiteres Anliegen dieser Inszenierung war, trotz der Verwendung der deutschen Übersetzung, den englischen Charakter des Stückes und die Atmosphäre Groß Britanniens in den 1930er Jahren weitgehend zu erhalten. Dazu wurde bei den meisten Figuren auf Dialekte verzichtet, bei der Rolle des Bösewichtes aber auf die Rhetorik und die Sprechweise besonderen Wert gelegt.
Eine weitere Besonderheit bildete die leichte Überzeichnung der Charaktere, die durch den vielfachen Rollenwechsel der Schauspieler nötig war, ohne dass sie dabei ins Lächerliche gezogen wurden oder ihre Autentizität verloren. Trotz aller komödiantischen Elemente war es wichtig, dass die Figur des Richard Hannay und die Situationen, in die er gerät, das Publikum persönlich ansprechen und Identifikationspotenzial bieten. Auch hier standen wieder filmische Gedanken im Hintergrund. Der Besucher/die Besucherin sollte gleich wie bei einem Kinobesuch mit der Hauptperson mitfiebern und sich in das Geschehen hineinziehen lassen.

Mit dieser Produktion belegten wir den erster Platz in der Kategorie Komödie beim Volksbühnenpreis 2016 des Landes Tirol

Ein turbulentes Theatervergnügen nach einem Filmklassiker von Alfred J. Hitchcock

By arrangement with Edward Snape for Fiery Angel Limited, John Buchan and Alfred Hitchcock´s DIE 39 STUFEN
bearbeitet von Patrick Barlow nach einem Originalkonzept von Simon Corble und Nobby Dimon.

Licht

Patrick Barlow hat sich in der von uns gespielten Theaterfassung sehr genau am Film von Alfred Hitchcock von 1935 orientiert und die Szenen und Textpassagen teilweise wortwörtlich übernommen.
Für die Lichtausstattung des Stückes lag somit nahe, sich an den szenischen Ideen von Alfred Hitchcock zu orientieren…
„… Was ich an den Thirty Nine Steps besonders mag, sind die unvermittelten Übergänge. (…) Sehen Sie, das ist toll, die Schnelligkeit der Übergänge. Um dahin zu kommen, muss man viel arbeiten, aber es lohnt sich auch. Man muss eine Idee der anderen folgen lassen und dabei alles der Schnelligkeit opfern. …“ Interview von Francois Truffaut mit Alfred Hitchcock, August 1962, Universal City

Die leere Bühne mit sehr wenigen Requisiten macht es notwendig, die Atmosphäre durch Licht, Toneffekte und Musik zu erzeugen.
Jede Szene hat für sich ein eigenes Lichtkonzept. Die Spannung im Stück wird durch den Wechsel von Farbtemperaturen und Ausleuchtungsgrad der Bühne sowie den stark wechselnde Lichtführungspositionen erzeugt.
Der dadurch entstehende Lichtrhythmus hilft das von Hitchcock gewollte Tempo noch subjektiv zu steigern.
Durch die gleichzeitige Änderung dieser 3 Parameter bei den Szenen entsteht auch subjektiv das Gefühl der Änderung des Ortes und der Umstände, obwohl der neue Ort nur mit wenigen neuen oder den gleichen Requisiten dargestellt wird.

Beispiel für den Farbtemperaturwechsel:

Szene 3) Monolog Hannay: Start mit Weiß aus der „Mitte“ 3.200Kelvin
Szene 4) Mr. Memory: warmes rotes Licht auf Vorhang, Logenglühbirnen gedimmt (ca. 1.800 Kelvin) Theaterszene
Szene 5a) Hanneys Wohnung Nacht: Fensterlicht 4.500Kelvin, blaues Grundlicht 5.000 Kelvin
Szene 5b) Hannay schaltet die Beleuchtung ein: 2.200 Kelvin
Szene 6) Milchmann/Putzfrau: Morgenstimmung, 3.900 Kelvin
Szene 7) Schrei: 1.000 Kelvin (Spot)
Szene 8) Umbau Zug, Lauflicht von Lichterklärung 3.000 Kelvin


Beispiel für den Ausleuchtungsgrad:

Szene 3) Monolog Hannay: Beleuchtungswinkel von unten wirft Schatten an die schwarze Wand
Szene 4) Mr. Memory: ganzer Vorhang angestrahlt.
Szene 5a) Hanneys Wohnung Nacht: nur Licht von Fenster an der Wand
Szene 5b) Hannay schaltet die Beleuchtung ein: nur die untere „bespielte“ Hälfte der Bühne ist ausgeleuchtet.
Szene 6) Milchmann/Putzfrau: Morgenstimmung, die gesamte Rückwand des Bühnenraums ist ausgeleuchtet.
Szene 7) Schrei: nur Spot auf Putzfrau, Rest ist dunkel, Licht fällt zusammen.
Szene 8) Umbau Zug: Lichtinseln des Lauflichtes der 4 abgehängten Lampen des Bahnhofs erzeugen die Überleitung zum Zuglicht


Beispiel für das Führungslicht:

Szene 3) Monolog Hannay: Lichtführung von der Seite (aus Gasse), Stehlampe
Szene 4) Mr. Memory: Lichtführung von Vorne, Verfolger
Szene 5a) Hanneys Wohnung Nacht: Lichtführung leicht seitlich von Fenster
Szene 5b) Hannay schaltet die Beleuchtung ein: Lichtführung aus Gasse, Stehlampe
Szene 6) Milchmann: Morgenstimmung, Lichtführung von vorne
Szene 7) Putzfrau: Übernahme der Lichtführung
Szene 7) Schrei: nur Lichtspitze
Szene 8) Umbau Zug: Aufnahme der Lichtführung des Schreies, aber als Lauflicht aus den Lampen …

Ton

Die visuellen Wahrnehmungen werden durch Geräuschimpulse und Filmmusik verstärkt….
Diese Geräuschkulisse soll unverwechselbar den Handlungsort definieren.
Beispiel Bahnhof Edinburgh:
mit leisen blechernen Lautsprecherdurchsagen und dem Gemurmel von vielen Reisenden am Bahnsteig mit dem Hall einer großen Bahnhofshalle
Durch das übereinanderlegen vieler Tonspuren konnten auch die für die Stimmung wichtigen Impulse gesetzt werden.
Beispiel Zugpfiff beim Schrei der Putzfrau:
Für diesen signifikanten Schnitt in der Szenenabfolge in Form eines Tonimpulses wurden 7 Stereotonspuren für 4,9 Sekunden eingesetzt:
1) greller Pfiff, 2 stimmig mit Oktavsprung (Startimpuls)
2) Zugpfiff 2 stimmig mit breitem Klangspektrum
3) tonale Verschiebung (leichter Dopplereffekt – „Klangdelle“ in der Mitte des Pfiffs)
4) Pfiff 2 stimmig mit stumpfem Klang
5) Bassfundamentspur um Volumen zu schaffen
6) Ausklang mit 2 zusätzlichen Pfiffspuren um dem Pfiff nicht nur die Lautstärke sondern das Klangvolumen beim Musikübergang zu nehmen.

Als Untermalungsmusik wurde fast ausschließlich Hitchcock-Filmmusik, teilweise neu eingespielt durch das Prager City Symphonieorchester, gewählt.
Lediglich für die im Buch vorgesehenen Genre-Musikeinspielungen (z.B. Musiksendung: „Volkstümliche und romantische Musik aus Schottland, die ihr Herz erwärmt“ vor dem Schattenspiel oder „Musik, die des Engländers Herz bewegt, erklingt“ wurden adäquate Musikstücke außerhalb der Sphäre von Alfred Hitchcock gewählt.
Für das Herstellen der Illusion, einen Film als Theaterstück darzustellen, wurden in Summe 78 Lichtstimmungen und 85 Geräusch- und Musikeinsätzen verwendet.

Ausstattung

Die Kostüme waren bei diesem Stück das Element, das dem Publikum, trotz stark reduziertem Bühnenbild, die Illusion eines Groß Britannien der 30er Jahre vermitteln sollte.…
Diese stilistische Anforderung traf gleichzeitig auf diverse praktische und technische Bedingungen, die durch das Stück vorgegeben wurden. Der rasante und meist sekundenschnelle Wechsel der SchauspielerInnen zwischen den verschiedenen Rollen und damit auch den unterschiedlichen Kostümen stellte eine große Herausforderung dar. Sehr phantasievoll wurden hier Lösungen entwickelt, um die Kleidung möglichst schnell an- und ablegen zu können. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, jeder Rolle ein unverwechselbar eigenes und auch möglichst vollständiges Kostüm zu geben, damit die Darstellung der einzelnen Charaktere trotz der schnellen Wechsel optisch nichts von ihrer Plastizität einbüßte. Auf der anderen Seite wurden mit Andeutungen und minimalistischen Requisiten Charaktere erschaffen.